Mehr als 45 Jahre bildete der „Schnellstraßeneingang“ genannte Einlass im Osten des Stadiongeländes für unzählige FCC-Fans das Einfalltor ins Paradies – ins Ernst-Abbe-Sportfeld, der Heimat des FC Carl Zeiss Jena. Die Entstehung des Kleinods heute kaum noch vorhandener DDR-Architektur hatte dabei einen traurigen Anlass.

Es war der 9. November 1976, an dem der FC Carl Zeiss in einem internationalen Vergleich – so hießen die Duelle gegen Mannschaften aus Westdeutschland – gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:1) spielte. Mehr als 16.000 Zuschauer wollten die Bundesligaspieler im Vergleich mit ihrem Jenaer Team sehen.

Zeitzeugen berichten, dass nach Spielschluss die Ordner nicht alle Tore rechtzeitig geöffnet hatten. Da diese aber nach innen zu schwenken waren, konnte der Fehler gegen die drückende Menge nicht korrigiert werden. Die Menschenmasse versuchte, das Tor nach außen zu stemmen. Dabei knickte ein Pfeiler ein, begrub eine 19-jährige Uni-Angehörige unter sich, die außen vor den Toren wartete. Die Masse Fußballfans trampelte über die Verunglückte, die beim Unfall gestorben ist. „Intern war das Unglück ein Thema. Öffentlich wurde versucht, es klein zu halten“, erinnerte sich der damalige Zeiss-Spieler und spätere FCC-Präsident Lothar Kurbjuweit.

Als Konsequenz aus dem Vorfall wurde der Einlass im Stadion umgebaut und so gestaltet, wie wir ihn bis heute kannten. Heute, am 26. Oktober 2022, wurden nun weite Teile der alten Kassenhäuschen und Stadiontore abgerissen, was im Laufe der nächsten Tage seine Vollendung finden wird. Dabei ist der Abriss der alten Kassenanlage, von der die einst leuchtenden Buchstaben des Schriftzuges „Ernst-Abbe-Sportfeld“ vorsorglich gerettet und für eine spätere Wiederverwendung eingelagert wurden, gar nicht vordergründig ein Ergebnis des Stadionumbaus. Vielmehr geht es um die zukünftige Gestaltung der Außenbereiche des Stadiongeländes, was der Stadt obliegt, die zudem den das Stadion umgebenden Radweg neugestalten und auch verbreitern wird.

Die gute Nachricht: Das historische Einlassgebäude auf der Saale-Seite wird den Fans und damit auch nachfolgenden Generationen erhalten bleiben und nach einer Sanierung auch zukünftig als Kassenhäuschen und Einlass für die Westtribüne Verwendung finden und damit gemeinsam mit Fanhaus und „Glockenturm“ des Nachwuchsgebäudes an die erfolgreichen EC-Zeiten des Areals erinnern.

Apropos Erinnern: Auch sollte auf der Ostseite des tragischen Unglücks der tödlich verunfallten jungen Frau gedacht werden, das vor mehr als 45 Jahren geschah und über das sich über lange Zeit ein Mantel des Schweigens deckte. Das Schaffen einer würdigen Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis ist längst überfällig.